Sendung TOP MED auf TELE TOP
26/03/2024Ich fragte nie nach dem WARUM
Ich bin Irene, 60 Jahre und lebe mit meinem Helden, der auch gleichzeitig mein Ehemann ist, seit 17 Jahren in Zürich. Ich bin mit einem guten Humor und Selbstwertgefühl gesegnet. Ich weiss wer ich bin. Da wir keine Kinder haben, ist unser Leben bestimmt durch unsere Karrieren und ehrenamtliches Engagement in unserer Kirchgemeinde. Meine Passion als Soziologin/Psychologin und Journalistin konnte ich in vielen unterschiedlichen Stationen ausleben. Wir tanzen für unser
Leben gern, geniessen Zeit mit Familie und Freunden und entdecken gern andere Länder und Kulturen.
Ende April 2023 kamen wir bester Stimmung aus den Ferien, als völlig unerwartet vaginale Blutungen auftraten. Während ich das noch ganz locker und unbedarft sah, flehte mein Mann mich an, meinen Gynäkologen zu kontaktieren – der mich auch
umgehend in seine Praxis zitierte und sofort eine Biopsie vornahm. Und das Drama nahm seinen Lauf. Zwei Tage später empfing er mich mit sorgenvollem Gesicht, während ich noch immer ein Lächeln auf den Lippen trug. „Bösartig“ hallte es in
meinen Ohren und „wir müssen sofort operieren“. Seine Ernsthaftigkeit berührte mich zutiefst und zum Abschied lagen wir uns in den Armen, tränenüberströmt. Vielleicht ist es einer gewissen Naivität zu schulden, oder dass ich keinerlei Schmerzen hatte – „so schlimm kann’s ja nicht sein, OP und dann ist alles gut“. Weit gefehlt. Weitere Untersuchungen ergaben folgende Diagnose: High-grades seröses Karzinom des Endometrium, Metastasen bis in die Lunge, an Lymphknoten, Adenokarzinom, Stage 4, unheilbar.
Bumm, das sass. Schockzustand.
Operation folgte im Stadtspital Zürich Triemli, aber leider konnte nur der rechte Eierstock entfernt werden, alle anderen Tumore waren zu sehr verwachsen und konnten operativ nicht entfernt werden. Schon zu der Zeit beeindruckte mich der
äusserst liebevolle Umgang mit mir als Patientin. Ein Fakt, der mich nun bereits seit mehr als einem Jahr begleitet.
Gewöhnungsbedürftig war das andauernd auftauchende Wort „palliativ“ – klingt für mich nach Sterben und Verabschiedung. Aber doch nicht mit 59/60! Gerade wo ich meine Frühpension andachte und wir die nächsten 30 Jahre zusammen die Welt
weiter erkunden wollten. Mitzuerleben, wie sehr diese Herausforderung meinen Mann belastete, weckte meine Kämpfernatur: Heilung ist nicht möglich? Nicht mit mir. Ich kämpfe und werde alles dafür tun. ABER: Dieser Sinneswandel – vom Schock zum Kampf – war erst möglich als ich mein Schicksal akzeptierte – und mein Leben in die Hand Gottes legte. Als aktive Christin glaube ich an ein Leben nach dem Tod, einen liebevollen Vater im Himmel und vertraue darauf, dass alles gut
kommt. Wenn jetzt meine Zeit zu gehen ist, dann ist das ok; ich hatte ein wundervolles, erfülltes Leben. Dieses „Loslassen“, mein Leben einer höheren Macht zu übergeben, war unglaublich befreiend und weckte meine Lebensgeister.
Ausgestattet mit einem riesigen Optimismus, Vertrauen und Hoffnung startete meine Reise ins Ungewisse. „Die Frage ist nicht, ob das Glas halb voll oder halb leer ist, sondern Dankbarkeit, überhaupt ein Glas zu haben.“ Meine Strategie war und ist: offen kommunizieren und die Welt an meinem Weg teilhaben lassen. Andere stärken und inspirieren. Nicht aufgeben!
Mein medizinischer nächster Schritt nach der OP war der sofortige Beginn einer Chemotherapie. Auch hier traf ich wieder auf ein unglaublich liebevolles, offenes, kompetentes Team, diesmal im Stadtspital Waid. Auf der Onkologie sind wir wie eine
kleine Familie – und nehmen Anteil. Ich entschied, mein Kampf gegen den Krebs wird ein lauter und bunter Kampf. Und jede Chemo Session wird ein modisches Highlight.
Jedoch beim Blick in den Spiegel fragte ich mich „Wer ist das denn? Ohne Haare, fahler Teint?“ Das onkologische Pflegeteam im Waidspital hat mich schnell auf die Workshops von Look Good Feel Better aufmerksam gemacht. Anfangs etwas skeptisch, was mich da erwartet, traf ich den Entschluss mich für einen Workshop im Brustzentrum Zürich im August 2023 anzumelden, mitten in meiner Chemo. Ich bin ja schliesslich immer für alles zu haben! Was für ein erquicklicher und genussvoller Event. In liebevollster Atmosphäre wurden wir begleitet, unsere innere Schönheit von neuem nach aussen zu tragen. Toll sahen wir alle aus – nahmen wertvolle Tipps mit, auch ohne Haare, Wimpern, Augenbrauen – reif für die Titelseite der Vogue.
Nach dem Workshop im Brustzentrum Zürich:
Mein Herz erfüllt sich auch heute noch mit Wärme, es gibt so viel Gutes in dieser Welt, Menschen, die ihre Freizeit, ihre Talente einsetzen um MIR, um UNS, einen schönen Moment zu schenken. DANKE! Wartet nicht, meldet euch an – eure
Erwartungen werden übertroffen, das kann ich versprechen. Ihr werdet euch selbst neu entdecken.
Ende Jahr hatte ich auch noch die Möglichkeit am C&A Event von Look Good Feel Better teilzunehmen. Was für ein toller, grosszügiger Abend. Von Profis beraten und gestylt zu werden, die neuesten Kollektionen auszuprobieren, und damit auch sich selbst neu zu inszenieren, in angenehmster Gesellschaft und wunderbarem Essen. Ergreift jede Chance, die sich euch bietet, euch neu zu entdecken und Zeit für euch zu nehmen. DANKE an Alle, die dies möglich gemacht haben.
Beim C&A Event von Look Good Feel Better:
Die Chemotherapie erzielte in der Zwischenzeit ausgezeichnete Erfolge, Tumore waren teils völlig verschwunden, oder geschrumpft. Weiter ging es mit einer Erhaltungstherapie – die leider den gewünschten Erfolg nicht brachte und mich im
Januar 2024 einen Rückschlag erleiden liess. Der Schock währte aber nur einen Tag (alle Tumore waren gewachsen) – mein Zugang war: was tun? Sei auch diese Schlacht verloren, der Kampf ist es noch lange nicht. „Auf geht’s“ ist die Devise, und
ich startete mit einer neuen Kombi Immuntherapie. Es erlaubt mir, mein geliebtes Waidspital Team nun wieder öfter zu sehen – und ich bleibe tapfer und voller Hoffnung.
Was nehme ich mit
- Während meiner Reise, habe ich nie nach dem WARUM gefragt, sondern immer nur nach dem WIE. Es ist völlig unwichtig für mich persönlich „warum trifft es mich“ nachzuhängen. Ich schöpfe meine Kraft aus dem „wie gehe ich damit um“.
- Das höchste Gut sind liebevolle Menschen, die den Weg mitgehen; sei es Familie, Freunde, Bekannte oder Fremde. Pflegen wir unsere Beziehungen und sind füreinander da.
- Jeder ist sein eigenes Wunder: Schreiben wir unsere eigene Geschichte, erwarten wir Wunder, voller Hoffnung und Lebensfreude. Wir sind nicht allein auf diesem Weg.